Wir waren von Mitte Dezember 2014 bis Mitte Januar 2015 im wunderschönen Äthiopien. Im Folgenden findet ihr unseren gesamten Reisebericht. Wer die Reise lieber mittels der Originalbeiträge mitsamt aller Fotos nachverfolgen will, findet diese jeweils in der Überschirft verlinkt!
Wir wollen euch hier auch unseren Crashkurs Amharisch ans Herz legen, welcher -wie wir finden- viele Türe und Toren weit aufgestoßen hat!
Zudem haben wir hier alle besuchten Hotels aufgelistet und bewertet!
Aber jetzt los…
Addis Abeba
Gelandet sind wir mit Ethiopian Airlines in Addis Abeba (=neue Blume). Über die Hauptstadt kann man in so manchem Reiseführer viele -teils negative- Dinge lesen. Um es vorwegzunehmen wir haben am Ende mehr Zeit in dieser Stadt verbracht als wir ursprünglich geplant hatten und wir fanden es einfach nur super!
Aber alles der Reihe nach: In Addis haben wir ein sehr schönes Hostel mit perfekter Lage etwas außerhalb des Zentrums gebucht (Lazly Guesthouse).
Am ersten Tag sind wir mit dem Taxi in die Stadt und haben uns die Dreifaltigkeitskirche angesehen. Hier ist unter anderem der letzte äthiopische Kaiser (Haile Selassie) begraben. Danach haben wir während eine Spaziergangs das Treiben auf uns wirken lassen bis wir am ethnologischen Museum angekommen waren. Dieses ist sehr schön im ehemaligen Kaiserpalast gelegen. Dort haben sich uns zwei Deutschstudenten (Getnet und Samuel) angeboten unsere Guides zu sein. Und so haben wir eine sehr ausführliche Führung im dem lohnenswerten ethnologischen Museum gehabt und dabei schon viel über das Land lernen können. Weil die Fahrt mit einem Taxi ungefähr das zehnfache von dem kostet, was der Transport mit einem der unzähligen Minibussen kostet, wollten wir unbedingt die günstige Option wahrnehmen. Nicht zuletzt auch weil man so einen tollen Einblick in das echte Addis erhält. Alleine hätten wir das wegen der Sprachbarriere nicht hinbekommen. Unsere Guides haben sich dann aber angeboten uns nach Hause zu begleiten. Da das gesamte Verkehrssystem aber vollkommen anarchisch abläuft mussten sich selbst unsere einheimischen Gefährten unzählige Male durchfragen um an den gewünschten Ort zu gelangen!
Für den nächsten Tag haben wir uns dann wieder mit Getnet verabredet: wir wollten zum einen einen gemeinsamen Ausflug in Addis unternehmen und auf der anderen Seite von und mit ihm die Sprache hier lernen. So sind wir dann zusammen nach Entoto, einer Anhöhe auf 3000m etwas außerhalb von Addis, gefahren und haben uns dort die ehemaligen Herrschersitz der Kaiserfamilie angesehen. Dort haben wir in einer lokalen Kneipe auch aus einer Dose selbstgebrautes Maisbier getrunken! Wieder in der Stadt waren wir noch im Nationalmuseum, wo wir uns Spuren der Menschheitsgeschichte begutachtet haben. Unter anderem gibt es hier das weltberühmte (Teil-) Skelett von „Lucy“ zu bestaunen. Dieser 3,2 Millionen Jahre alte Fund stellt ein wichtiges Bindeglied in der Evolution der Menschheit dar. Nicht umsonst wird Afrika auch als Wiege der Menschheit bezeichnet!
Addis selbst wirkt für eine afrikanische Metropole sehr angenehm, vor allem gibt es hier relativ wenige Autos! Aufallend ist, dass die gesamte Stadt wie eine einzige große Baustelle wirkt, weil ungefähr überall gerade etwas umgegraben wird. Man kann sich hier sehr frei und ohne Probleme auch nach Einbruch der Dunkelheit bewegen. Lediglich auf seine Wertsachen muss man sehr gut aufpassen, den Taschendiebe allererster Klasse gibt es hier wie Sand am Meer. Nichts desto trotz fühlen wir uns hier pudelwohl und haben schon sehr gute und einmalige Eindrücke von diesem fantastischen Land sammeln können.
Awassa, Bale Mountain und Shashemene
Nach unseren ersten Erfahrungen in Addis sind wir als nächstes sind in den Süden von Äthiopien gefahren, genauer gesagt nach Awassa. Awassa liegt an einem Süßwassersee und sollte uns als Ausgangspunkt für unser Trekking im Bale Gebirge dienen. Auf unserem Weg haben wir beinahe obligatorisch für Afrika einen platten Reifen gehabt. Im Bus haben wir dafür aber eine sehr nette in Äthiopien geborene US Amerikanerin getroffen. Mit dieser haben wir dann praktisch unseren ganzen weiteren Tag in Awassa verbracht und dabei eine sehr gute Zeit gehabt. Wir waren an der Uferpromenade flanieren und haben in einem der lokalen Cafés Espresso getrunken. Diesem wird hier ein uns nicht bekanntes Gebüsch hinzugefügt, was den Kaffee sehr lecker schmecken lässt! Die ganze Stadt ist übersät mit Vögeln aller Art. Besonders auffallend sind aber die unzähligen Maribus hier, sehr geil!
Am nächsten Tag haben wir dann den Weg ins Bale Gebirge angetreten. Dazu mussten wir dreimal umsteigen und hatten auf dem Weg wieder mal einen platten Reifen. Das Reisen hier ist definitiv langwierig aber immer ein richtiges Abenteuer. Man hat dafür auch mehr Zeit um mit den Menschen in Kontakt zu kommen. So konnte ich ein paar Jungs Englisch Unterricht geben und Steffi von einem Lehrer aus der Region aller Hand über Land und Leute erfahren. Besonders sind auch die Momente wenn man in immer abgelegenere Regionen fährt und dann zum Beispiel ein alter Mann zusteigt und dieser vollkommen aus dem Häuschen ist, weil er gerade zum ersten Mal in seinem Leben eine weiße Frau gesehen hat!!
Unser Ziel war nach wie vor das Bale Gebirge. Dieses steht unter Naturschutz und beherbergt einige nur hier vorkommende Tierarten, insbesondere auch den äthiopischen Wolf. Die Landschaft erinnert an eine Savanne aber eben in den Bergen. Das ganze aber sehr hoch: unser Ausgangspunkt lag bereits auf 3200 m! Wir haben uns dann einen Guide, zwei Pferde mit Pferdeführer sowie Campingausrüstuing organisiert und sind dann zu unserem Weihnachtsabenteuer aufgebrochen. In Äthiopien wird erst am 06./07. Januar Weihnachten gefeiert, deshalb ist hier am 24.12. rein gar nichts los.
An unserem Ankunftstag haben wir einen Trek in der Umgebung gemacht und dabei gleich richtig viel Glück gehabt. Wir haben nämlich bereits hier alle endemischen Antilopenarten finden können und auch viele Warzenschweine gesehen. Ein sehr tolles Gefühl nur zu Fuß -bewaffnet mit einer Kamera- diese Landschaft zu erkunden und dabei diesen Tieren so nahe kommen zu können. Am zweiten Tag, dem 24.12. gings dann nach oben. Die Landschaft sieht hier aus wie gemalt, alles wunderbar grün mit kleinen Strohhütten und die neugierigen Kinder die ihr Vieh hüten. Überall laufen die Tiere wie Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen und Hütehunde frei herum. Wir sind ein Flusstal – Web River- entlang immer weiter in den Nationalpark und nach oben gewandert. Dabei wurde die Landschaft immer karger bis keine Bäume mehr zu sehen waren.Stattdessen gab es irgendwann nur noch kleine immergrüne weiße Blumen, kleine Stauden, die aussehen wie Ananasstauden und verschiedene Gräser. Dazu kamen dann die hier endemischen Tierarten, wie verschiedene Gattungen von Ratten, Mäusen und Hasen. Kurz vor Erreichen unseres Campingplatzes hatten wir dann noch das größte Glück: wir haben tatsächlich zwei Exemplare des scheuen und vom aussterben bedrohten äthiopischen Wolfes gesehen. Danach haben wir unser Zelt aufgebaut und unser Abendessen unter einem kleinen Strohdach zu einem herrlichen Sonnenuntergang zubereitet. Das hat natürlich etwas länger gedauert, da wir nur einen Kerosinkocher hatten und in einer Höhe von 3500m das Wasser einfach länger braucht, bis es kocht. Unser muslimischer Guide war außerdem sehr nett. Denn nachdem er erfahren hatte. dass wir hier unser Weihnachtsfest feiern, hat er keine Mühen gescheut für uns die Hütte des EWCP (Ethiopian Wolf Conservation Program) mitsamt Ofen und Brennholz zu organisieren. Das war wunderbar, denn nachts fallen die Temperaturen bis auf minus fünf Grad ab. Gekrönt wurde unser Abend von einem spektakulären Sternenhimmel! Gut eingepackt in viele Schichten haben wir dann unsere Weihnachtsnacht im Zelt verbracht.
Am nächsten morgen hat der Frost ein Bild gezeichnet, dass uns direkt an Weihnachten zu Hause erinnert hat! Auf einer alternativen Route sind wir dann wieder an unseren Ausgangspunkt zurück gewandert. Um Zeit zu sparen haben wir zuerst einen Minibus angehalten der uns dann mit netter Unterhaltung der neugierigen Einheimischen zum nächsten Busbahnhof gefahren hat und wir dort noch den letzten Bus nach Shashemene bekommen haben!
Shashemene
Wir hatten uns riesig darauf gefreut wieder nach drei Tagen wieder zu duschen! In der Stadt angekommen mussten wir aber feststellen, dass die Wasserversorgung der gesamten Stadt ausgefallen war! Zu unserem Glück konnten wir aber noch die Zion Train Lodge finden, die einen separaten Wassertank hat und wir konnten unsere ersehnte Dusche haben!
In Shashemene hatten wir uns mit Sisay, die wir in Awassa kennen gelernt hatten verabredet. Sie kam mit einem Freund und einem Mietwagen aus Addis und sollte uns mit nach Arber Minch, unserem nächsten Ziel nehmen. Und während wir auf sie gewartet haben, hatten wir noch Zeit um Shashemene zu erkunden. In Shashemene wurde vom letzten Kaiser Äthiopiens (Haile Selassie) den Rastafari Land geschenkt und so ist dieser Ort mehr oder minder eine jamaikanische Enklave geworden. Wir waren ja auch schon in Jamaika, müssen aber feststellen dass es eigentlich nur wenig Parallelen gibt. Mit Simon, einem Münchner, den wir dort kennengelernt haben, haben wir dann den Tag verbracht. Zuerst haben wir ihn zu einem Trommelmacher begleitet und konnten dort nicht nur der Trommelstunde lauschen, sondern es auch selbst ausprobieren! Am Abend sind wir dann noch nach Arber Minch gefahren!
Arba Minch, Dorze und Nechisar National Park
Arber Minch ist eine Stadt im Süden Äthiopiens die direkt am großen Grabenbruch, dem Rift Valley liegt. Einem Ort wo also zwei tektonische Platten aufeinander prallen, besser gesagt gerade auseinander driften. Das bedeutet, dass hier eine Schneise in das äthiopische Hochland geschnitten wird. Die Stadt dadurch von zwei Seen (Lake Abaya und Chamo) sowie einem ihr zu Fuße liegenden Nationalpark (Nechisar National Park) umrahmt. Letztlich stellt die Stadt das Gateway für die abgelegenen Regionen des Omo Tals dar. Hier leben noch Stämme in einer Art, wie es Menschen seit hunderten Jahren getan haben. Eine Reise in eine andere Welt und Zeit, aber dazu später mehr.
Denn zunächst haben wir einige Tage in Arber Minch verbracht. Allein die Fahrt mit dem Auto Richtung Arber Minch, zeigt eine ganz andere Seite Äthiopiens mit einer fantastischen Savannenlandschaft und grünen Bergen. An unserem ersten Tag waren wir im Hochland östlich von Arba Minch und haben das Dorf Chencha besucht, in dem die Menschen des Dorze Stammes leben. Die Menschen hier sind bekannt für ihre feine Webkunst und den kreisrunde Hütten die auf spezielle Weise ein Bambusdach erhalten. Zudem werden hier falsche Bananen angebaut, welche dann durch Fermentierung im Boden zu einem bestimmten Brot weiter verarbeitet werden. Dort haben wir einen sehr schönen Markt besucht und sind danach zu einer Lodge gefahren. Diese lag spektakulär ein einem Kliff und so hatten wir zu unserem Abendessen einen Wahnsinns Blick über die darunter liegenden Steppe. Highlight des Tages war aber, dass uns Menschen aus dem nächstliegenden Dorf eine Musik/Tanzaufführung ihrer traditionellen Musik dargeboten haben. Und wir haben es geliebt, wurden vom Rhythmus der Trommel sofort mitgenommen und haben spontan mit getanzt!
Am zweiten Tag war dann ein besonderer Feiertag in Äthiopien. Es wurde der heilige St. Gabriel gefeiert. Das bedeutet, dass aus allen Landesteilen Menschen zu Kirchen fahren, die diesen Schutzpatron haben.
Es wird dann über mehrere Tage hinweg ein großer Gottesdienst im Freien abgehalten. Die Menschen sitzen auf dem Boden und hören der Stunden dauernden Predigt zu. Auf dem Vorplatz wird während dessen von dutzenden Menschen Musik gemacht, getanzt und gefeiert. Das war für uns Beide eine sehr intensive Erfahrung mit diesen Menschen diesen Tag zu teilen! Danach sind wir von unseren Freunden und deren Familie noch zum traditionelle BBQ Hühnchen mit Indjira eingeladen worden.
Am nächsten Tag haben wir uns dann den Nechisar National Park angesehen. Wir waren mit einem Boot auf dem Lake Chamo und haben Krokodile, Pelikane, Seeadler und Kraniche besucht. Danach sind wir zu dem Ort, dem Arba Minch seinen Namen verdankt, es bedeutet nämlich übersetzt „vierzig Quellen“. Dort haben wir super viele Affen, unter anderem Paviane und Makaken gesehen.
Im Moment werden wir von Sisay, ihrer Schwester Darcha und Hamey begleitet. Sisay und Hamey sind Äthiopier, die im Ausland leben. Dabei machen sie ebenso wie wir mehr oder minder eine touristische Tour durch ihr Land und besuchen auf diesen Wegen Familie und Freunden. Dank unseren Begleitern haben wir einen sehr intensiven Einblick in die echte äthiopische Kultur und bekommen vieles zum Preis der Einheimischen (was sonst fast unmöglich ist). Wir genießen es sehr und können so auch ein wenig unser Amarisch (Landessprache) und die kulturellen Gepflogenheiten trainieren!
Omo Valley
Mit einem am Busbahnhof gechartertem Minibus sind wir dann zu einem der absoluten Highlights unserer Reise noch weiter in den Süden von Äthiopien vorgedrungen. Im Tal des Flusses Omo leben verteilt über mehrere hundert Quadratkilometer verschiedene Stämme. All diese Stämme haben ihre eigene einzigartige Kultur, die sie seit Jahrhunderten pflegen. Allen gemeinsam ist, dass sie hauptsächlich von ihren Kühen, Schafen und Ziegen sowie dem Ackerbau leben. Um einen möglichst tiefen Einblick in die verschiedenen Stämme zu bekommen sollte man versuchen an den Markttagen in den entsprechenden Städten zu sein. Dort sind dann die meisten Menschen anzutreffen. Wir sind als erstes in Richtung Süden zu einem Markt in der Nähe von Dimeka gefahren. Hier haben wir schon einige Mitglieder des Bana-, Bashada- und des Hamer- Volkes sehen können. Anschließend sind wir weiter nach Dimeka. Hier sind vor allem die Menschen des Hamer Volkes ansässig.
Diese sind unter anderem für ihre besonderen Haarfrisuren bekannt. Die Frauen reiben sich dabei getrockneten Lehm oder Ton in die Haare und flechten die Haare dann zu halblangen Zöpfen. Außerdem sind diese auch für die Gewinnung von Blut als Nahrungsmittel (dem Rind wird mit einem Pfeil in die Halsschlagader geschossen und das Blut aufgefangen) und die Bienenhaltung bekannt.
Eigentlich wollten wir dort nur ein Dorf besuchen um so die Menschen und deren Kultur besser kennenzulernen. Wie es der Zufall so wollte hatten wir das Glück und die Ehre, dass an diesem Tag eine Zeremonie zur Vorbereitung auf eine Hochzeit stattfand – der wir gegen Bezahlung und zusammen mit anderen Touristen – beiwohnen durften. Die Frauen waren alle reich geschmückt und hatten Schellen an den Füßen, so dass beim Tanzen viel Lärm gemacht werden konnte.
Die Männer wurden ebenfalls mit Farben im Gesicht verziert. Die Dorfältesten verteilten ihr selbst gebrautes Bier und die Krieger und Wachen führten ihre Ak-47 stets mit sich -irgendwie gruselig-.
Eine weitere Besonderheit ist, dass sich die weiblichen Familienmitglieder des Bräutigams stundenlang mit langen Ästen von den Junggesellen, die den Sprung bereits gestanden haben, schlagen lassen.
Damit wird der zukünftigen Braut die Stärke der Frauen in der Familie, die Verbundenheit und Zuneigung gezeigt. Das verrückte daran ist, dass besonders die nahestehenden Frauen, wie zum Beispiel die Schwester, regelrecht darum betteln blutig geschlagen zu werden. Die dabei entstehenden Narben werden als Trophäen betrachtet.
Nach Stunden der Vorbereitung war es dann Zeit für den Höhepunkt des Tages: der auserwählte Jüngling muss beweisen, dass er reif für eine Ehe und eine eigene Familie ist. Dafür muss er mehrmals nackt über in einer Reihe aufgestellten Bullen springen!
Danach wartet er weitere fünf Jahren bis er seine Auserwählte heiraten darf. In dieser Zeit sind Beide frei und können mit jedem verkehren, wie sie möchten. Besonders in den Vollmondnächten wird eine zeremonielle Tanzveranstaltung gehalten bei der sich jeder einen Partner seiner Wahl sucht, um mit diesem Verkehr zu haben.
Was wir dort erlebt haben war eine vollkommene anderen Welt, in die wir für einen kurzen Moment mitgenommen worden sind. Zu beschreiben was für Eindrücke wir sammeln konnten ist uns beinahe nicht möglich und jeder, der die Möglichkeit bekommt, so etwas mit zu erleben, sollte die Gelegenheit beim Schopfe packen!
Über Schotterpisten sind wir dann abends immer noch völlig geflasht weiter nach Jinka gefahren.
Unser Plan war es eigentlich das Volk der
Mursi (halbnackte Frauen mit Tellern in der Unterlippe) zu besuchen. Diesen Plan haben wir aber über Bord geschmissen. Denn ein Mitglied dieses Stammes wurde vor Kurzem von einem Touristenjeep überfahren und dabei getötet. Daher ist es dort -auch gegenüber Touristen- zum Gebrauch von Schusswaffen gekommen.
Dafür sind wir dann von unseren äthiopischen Freunden mit einer Silvester Party überrascht worden! So wurde eine große Tafel mit Essen aufgebaut und mit Lagerfeuer und Kerzen eine feierliche Stimmung erzeugt. Danach sind wir alle zusammen in eine afrikanische Diskothek (ein Raum mit superlauter, übersteuerter Musik) und haben dort ins neue Jahr hineingefeiert! Dabei muss man wissen, dass in
Äthiopien ein anderer Kalender verwendet wird und das Neujahr dort schom im September gefeiert wird.
Danke nochmal an Alle, es war ein unvergesslicher Abend in einem eindrucksvollen Land. Wir hätten niemals gedacht das zu erleben, was man sonst nur im Discovery Channel sehen kann!
Addis zum zweiten und (äthiopisches) Weihnachten
Nach unserer einmaligen und unvergesslichen Erfahrung mit den Menschen des Omo Tals haben wir uns am nächsten Tag auf den Weg zurück in die Hauptstadt nach Addis Abeba gemacht. Dabei mussten wir letztlich den einfachsten Bus nehmen (alles andere war ausgebucht) und so hatten wir das Vergnügen zwölf Stunden sehr beengt zurück in die Hauptstadt zu zuckeln. Aber auch diese Fahrt hatte ein Ende und entlohnt wurde wir mit einem kostenlosem Upgrade in ein besseres Zimmer in unserem geliebten Jazly Guesthouse in Addis!
Wie bereits erwähnt wird in Äthiopien ein anderer Kalender verwendet und weil die Menschen hier orthodox christlich sind, wir Weihnachten hier am 07.01. gefeiert. Dieses wollten wir eigentlich in einer Stadt im Norden verbringen. Es stellte sich aber heraus, dass zu dieser Zeit praktisch Jeder in Addis irgendwo hin fährt um seine Familie zu besuchen. Aus diesem Grund haben wir weder einen geeigneten Bus noch einen Flug für die nächsten Tage bekommen. Das war aber nicht weiter schlimm, denn so hatten wir ausreichend Zeit um die unzähligen Eindrücke der letzten Tage und Wochen wirken zu lassen.
Außerdem hatten wir so die Möglichkeit uns viele Ecken der Hauptstadt Addis anzusehen. Jeden Tag sind wir mit den Minibussen in verschiedene Stadtteile gefahren. Besonders in Erinnerung ist uns der Merkato geblieben. Das ist ein Stadtteil in Addis, der als größter Markt Afrikas bezeichnet wird. Dieser ist auch besonders berüchtigt für seine unzähligen Taschendiebe, denen Einheimische wie Touristen gleichermaßen zu Opfer fallen. Man darf sich das ganze allerdings nicht wie einen Markt im eigentlichen Sinn vorstellen, vielmehr hat man hier viele Straßen, in denen eine Verkaufsbude neben der anderen steht. Auf das Mitführen einer Kamera haben wir hier allerdings verzichtet!!
Highlight schlechthin war aber Weihnachten an sich. Die Tage vor Weihnachten waren Alle in der Stadt sehr geschäftig und überall wurden Weihnachtsgeschenke und vor allem Nahrungsmittel für den großen Tag eingekauft. Die Tradition will es auch, dass am Weihnachtsmorgen ein Schaf geschlachtet wird. Und so haben wir unzähligen Menschen gesehen, die auf verschiedenste Weisen Schafe nach Hause befördert haben (Schaf im Auto, Schaf auf dem Auto, Schaf auf den Schultern oder geführt an einem oder beliebig vielen anderen Beinen – sehr skuril!). An Weihnachten selbst war dann die gesamte Stadt wie ausgestorben. Die Heilige Messe findet die ganze Nacht statt und wir bis zum nächsten Mittag mit Musik, Tänzen und Predigen gefeiert. Wir hatten die große Ehre, dass uns unser äthiopischer Freund zu sich nach Hause eingeladen hat, um zusammen mit ihm und seinen Nachbarn Weihnachten zu feiern. Und so haben wir einen sehr intimen Einblick in sein Leben bekommen. Für etwas über dreißig Euro im Monat hat er die Hälfte einer Lehmhütte mit Wellblechdach gemietet. Von seinen Nachbarn ist er mit einem Vorhang und etwas Pappkarton getrennt, ein eigenes Bad hat er nicht. Vielmehr muss er hierfür 100 m zu seinem Onkel gehen, der ein einfaches Plumpsklo besitzt. Was wir damit sagen möchten ist, dass er für europäische Standards in wirklich in sehr einfachen Verhältnissen lebt. Nichts desto trotz hat er uns mit einer derart herzlichen Art empfangen und alles was er besitzt mit uns geteilt. Extra für diesen Tag hat er (teures) Rindfleisch gekauft und für uns zubereitet. Und selbst seine Nachbarn haben uns besucht und jeder hat uns Essen angeboten und uns zu sich eingeladen. Diese echte Gastfreundschaft – ohne Hintergedanken – haben wir so oft in Äthiopien erfahren und wir lieben die Menschen, die im Vergleich zu uns so wenig besitzen, so sehr dafür! Wir waren danach zufällig noch bei einem alljährlichen Polospiel zu Weihnachten. Im Anschluss hat uns die Mannschaft in den Polo Club (welcher der Pferdestall war) eingeladen und uns viele Biere und Champagner aus der mitgebrachten Kühlbox spendiert! Wir hatten wirklich ein unvergessliches (äthiopisches) Weihnachten!
Bahir Dar
Unsere zwölfstündige Busreise von Aber Minch nach Addis hat uns noch in den Knochen (und Köpfen) gesteckt und da für unser nächstes Ziel eine ähnliche Etappe auf dem Plan stand haben wir uns entschieden zu fliegen. Und so sind wir ganz entspannt in nur 35 min von Addis nach Bahir Dar geflogen. Bahir Dar ist eine Stadt im Norden Äthiopiens, die dank dem Tourismus zur Zeit eine rasante Entwicklung durchmacht. Und tatsächlich haben wir bisher keine so gepflegte, moderne äthiopische Stadt gesehen. Die Straßen werden von Palmen gesäumt und die Stadt selbst liegt am Lake Tana. Dieser ist gleichzeitig der Touristenmagnet, denn er stellt den Ursprung des längsten Flußes, dem (blauem) Nil der Erde dar.
Noch am Ankunftstag haben wir einen Ausflug zu den blauen Nilfällen gemacht. Diese waren einst bekannt für eine über hundert Meter lange Bruchkante und ergossen sich fotogen in U-Form in das darunterliegende Tal. Das gibt es jetzt aber nicht mehr. Denn zur Stromgewinnung wurde stromaufwärts ein Damm errichtet und so wird jetzt nur noch wenig Wasser den ursprünglichen Weg entlang geleitet. Nichts desto trotz ein sehr schönes Bild.
Am nächsten Tag haben wir einen Ausflug auf den Lake Tana gemacht. Denn hier haben sich vor Jahrhunderten verteilt auf verschiedene Inseln und Halbinseln Mönche und Nonnen niedergelassen und Klöster gegründet. Diese dienen vielen Äthiopiern als Pilgerstätten. Alle sind im orthodoxen Stil gebaut, das heißt die Kirchen sind kreisrund, es gibt getrennte Eingänge für Frauen und Männer, und im Innere findet sich ein Würfel der außen reich mit Szenen aus der Bibel bemalt ist. Der innere Teil der Würfel bleibt den Priestern vorbehalten. Es gibt wohl an die 50 Klöster verteilt am und im See, wir haben davon fünf besucht. Neben den Klöstern haben wir außerdem die reiche Vogelwelt des Sees bestaunen können. Leider hatten wir aber kein Glück und haben (wieder) keine Nilpferde gesehen. Am Abend haben dann noch zwei jamaikanische Reggae-Urgesteine in der Bar unseres Hotels super guten Dancehall/Reggae aufgelegt, das auch ganz ohne übersteuerter Boxen und mit aktuellen Liedern. Also ganz nach unserem Geschmack;)
Am nächsten Tag haben wir uns noch den großen Markt angesehen und die Zeit zum Shoppen genutzt. Danach ging es mit dem Minibus weiter nach Gondar.
Gonder
Gonder liegt 180 km nördlich von Bahir Dar im Gebirge nördlich des Tanasees. Diese Stadt war die erste Hauptstadt Äthiopiens nach der Antike, denn hier ist 1636 von König Fasil ein neues äthiopisches Königreich etabliert worden. Über mehrere Herrscher verteilt sind königliche Burgen und Kirchen entstanden, die erstaunlicherweise auch die Irrungen und Wirrungen mehrerer Kriege sehr gut überstanden haben. Das ganze wird von einer großen ovalen Burgmauer umgeben und schafft so einen einzigartigen Platz inmitten des äthiopischen Trubels drumherum. Wir haben praktisch einen ganzen Tag damit verbracht durch die beeindruckende mittelalterliche Burg zu wandern. Man konnte sich dabei sehr gut vorstellen wie das ganze hier noch ein paar hundert Jahre früher ausgesehen haben muss. Von unserem empfehlenswerten Guide Belete haben wir letztlich die gesamte neuzeitliche Geschichte Äthiopiens angefangen mit der Gründung in Gonder bis zu Kaiser Halie Selassie erfahren.
Ein weiteres Ziel und Highlight in Gonder war die Debre Berhan Selassie Kirche.
Die als eine der schönsten Kirchen Äthiopiens gilt und das zurecht!
Übersetzt bedeutet der Name der Kirche wohl „Kloster der Dreieinigkeit auf dem Berge des Lichts“ und wurde von Kaiser Iyasu um das Jahr 1700 gegründet. Sie beinhaltet schöne und einmaligen Wandmalereinen. Wobei die Malereien in den Klöstern um den Lake Tana schöner waren. Das wahre Highlight für uns hier waren aber nicht die Architektur und die Wandmalereien sondern die Menschen die wir hier getroffen haben.
Wir hatten nämlich das Glück, dass wir an einem Sonntag (nach der weihnachtlichen Fastenzeit) vor Ort waren.
Wir standen also an der Kirche als plötzlich eine hupende Auto/Baja/Bus- Kolonne eintraf und super viele wunderschön geschmückte, singende, klatschende und mit einer rießigen Trommel bewaffnete Äthiopier ausstiegen. Das war leibhaftig eine Hochzeit, nein es waren drei Hochzeiten! Ein fast wie ein Königspaar gekleidetes Brautpaar schritt in Begleitung aller Hochzeitsgäste zur Kirche um dort vor den Toren lauthals singend und klatschend zu beten. „Gänsehaut pur“. Dazu wurde ein Kreis um den Takt vorgebenden Trommler gebildet und getanzt!Einfach wunderschön! Ein Rhythmus der mitten ins Herz geht!!